"Es wäre irreführend zu sagen, dass wir alle Attacken beseitigen werden oder dass es keine Angriffe mehr geben wird", so King.

Die EU-Länder könnten "mehr tun, um unsere Abwehr aufzubauen, uns sicherer und zu einem schwierigeren Ziel für Terroristen zu machen, aber wir können nicht alle Risiken beseitigen", betonte der EU-Kommissar für die Sicherheitsunion. In den Ländern, in denen Anschläge stattgefunden hätten, sei die Sicherheitsstufe bereits entweder auf dem höchsten Level oder auf dem zweithöchsten gewesen, trotzdem hätte man die Attacken nicht verhindern können. "Auch in Großbritannien war die Sicherheitsstufe hoch, was bedeutet, dass ein Terroranschlag sehr wahrscheinlich ist", so Julian King.

"Kooperation hat sich verbessert"

Die Zusammenarbeit der europäischen Sicherheitsbehörden habe sich in den vergangenen Monaten verbessert, weil die Mitgliedstaaten den Nutzen der Zusammenarbeit im Kampf gegen internationale Bedrohungen erkannt hätten, meint der EU-Kommissar. Deutlich Fortschritte gebe es bei der Kontrolle an den Außengrenzen. Dabei gehe es nicht darum, die Grenzen zu schließen, sondern zu wissen, wer in die EU ein- und ausreist.

Verbessert habe sich auch die Kooperation beim Informationsaustausch der Strafverfolgungsbehörden. "Die Menge der Informationen, die wir im Schengen-Informationssystem miteinander teilen, ist im vergangenen Jahr um 40 Prozent gestiegen", so King. Dennoch gelte es, das Schengener Informationssystem (SIS) weiter zu stärken. Die EU-Mitgliedsstaaten sollten Informationen über Terrorismus nicht mehr nur freiwillig teilen, sondern dazu verpflichtet werden, so King.

Keine Informationen zu Österreich

Eine weitere Herausforderung sieht der EU-Sicherheitskommissar bei Cyberangriffen und Desinformationskampagnen. Neben kriminellen Hackern, wie jene die vergangenes Wochenende in 150 Ländern Computersysteme lahmgelegt hatten, gebe es Akteure, die versuchen, über das Internet den demokratischen Prozess in Europa zu unterminieren. Es habe "bereits mehrere Angriffe auf Institutionen oder politische Parteien während Wahlprozessen in verschiedenen Ländern gegeben und wir müssen uns dessen bewusst sein und wachsam sein", warnte King. Ob auch Österreich im nahenden Wahlkampf ein spezielles Ziel für Hackerattacken und Desinformationskampagnen sei, dazu habe er keine Informationen, so King.