Zwei Jahre nach dem Absturz einer Germanwings-Maschine nehmen die deutschen Fluglinien das als Konsequenz eingeführte Vier-Augen-Prinzip im Cockpit wieder zurück. Auch die Lufthansa-Tochter AUA schließt sich einer entsprechenden Empfehlung des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) an.

"Wir folgen der Empfehlung und heben die Zwei-Personen-Regelung mit 1. Mai auf", sagte AUA-Sprecher Peter Thier am Freitag. Ab kommendem Monat reicht es demzufolge aus, wenn sich im Cockpit vorübergehend nur ein Pilot aufhält. Das gilt laut Thier für den Großteil der Flugzeuge - nämlich solche, in denen der Pilot ohne aufzustehen über eine Kamera sehen kann, wer vor der Cockpittür steht. Für Maschinen, in denen nur ein Türspion diese Sicht ermöglicht, bleibt die Zwei-Personen-Regelung bestehen.

Die Zwei-Personen-Regelung wurde als notwendig erachtet, nachdem eine Germanwings-Maschine im März 2015 vom mutmaßlich psychisch kranken Co-Piloten Andreas Lubitz in Selbstmord-Absicht zum Absturz gebracht worden war, als sich der Kapitän aus dem Cockpit entfernt hatte, um die Toilette aufzusuchen. Damals starben 150 Menschen.

Laut Evaluierung kein Sicherheitsgewinn

Inzwischen hat eine Evaluierung im Auftrag der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) ergeben, dass die Bestimmung keinen Sicherheitsgewinn bringt. Im Gegenteil: Das häufigere Öffnen und Schließen der Tür - wenn sich ein Mitglied des Bordpersonals vorübergehend als "dritte Person" ins Cockpit begibt und es wieder verlässt - könnte sogar eine gewisse Gefahr darstellen. Dies erhöhe das Risiko, dass "fanatisierte, radikalisierte, politisch oder psychologisch motivierte Täter" in das Cockpit gelangten, so der BDL. Das Suizid-Risiko wird demgegenüber als extrem gering eingestuft.

Für Österreich hatte die Austro Control vor zwei Jahren im Auftrag des Verkehrsministerium eine Betriebstüchtigkeitsverlautbarung erstellt, die das Vier-Augen-Prinzip im Cockpit vorsieht. Nach der Germanwings-Katastrophe über Frankreich änderten zahlreiche Fluglinien ihre Regeln im Cockpit auf entsprechende Weise.