Bei der Flüchtlingsrettung im Mittelmeerraum engagierte Menschenrechtsorganisationen weisen Vorwürfe der italienischen Justiz zurück, mit Schleppern im Mittelmeer zu kooperieren. "Unser einziges Ziel ist die Rettung von Kindern vor dem sicheren Tod im Mittelmeer", so Valerio Neri, Generaldirektor von "Save the children" im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" am Montag.

Warnung vor Kriminalisierung der NGOs

Neri wies Vorwürfe über intransparente Finanzierungen der Menschenrechtsorganisation und über Kontakte zu Schlepperbanden entscheiden zurück. "Es gibt viele Menschen, die es nicht ertragen, Flüchtlinge ertrinken zu sehen. Sie begreifen das Drama der Flüchtlinge und spenden Geld", so Neri. Die Einsätze der Schiffe der Hilfsorganisation würden exklusiv unter Regie der italienischen Küstenwache erfolgen.

Stefano Argenziano, Koordinator der Flüchtlingsprogramme der Organisation "Ärzte ohne Grenzen", warnte vor einer Kriminalisierung der NGOs. "Viele Parteien kriminalisieren uns aus Zwecken der Wahlpropaganda. Dabei müsste die Politik Lösungen für den Flüchtlingsnotstand finden", so Argenziano im Interview mit der Tageszeitung "La Stampa" am Montag. Schiffe von "Ärzte ohne Grenzen" haben bisher 60.000 Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet.

Argenziano bestritt den Vorwurf, Schlepperbanden würden die Schiffe der NGOs rufen, um die Flüchtlinge abzuholen und nach Italien zu führen. "Solche Vorwürfe sollten bewiesen werden. Das Resultat ist ansonsten nur, dass man giftige Polemik auslöst", so Argenziano. Die Schiffe seiner Organisation würden die Rettungseinsätze mit der italienischen Küstenwache koordinieren.

Fünf Sterne-Bewegung fordert Klarheit

"Ärzte ohne Grenzen" sei 100-prozentig mit privaten Geldern finanziert. Der Umgang mit den Spenden sei vollkommen transparent. Die Stiftung Open Society des ungarischstämmigen US-Milliardär George Soros habe die NGO nach dem Erdbeben in Haiti 2010 unterstützt. "Seitdem hat uns Soros nicht mehr finanziert", so Argenziano.

Der Spitzenpolitiker der Fünf Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio, forderte Klarheit über das "Geschäft mit den Flüchtlingen". "Die Wahrheit ist, dass man über das Geschäft mit den Flüchtlingen nicht sprechen darf, weil sich viele damit bereichern. Wir verlangen Klarheit", so Di Maio, Vizepräsident der Abgeordnetenkammer. Er betonte, dass auch die EU-Grenzschutzagentur Frontex die Rettungseinsätze der Hilfsorganisationen vor Libyen in einem Bericht als "Taxi für Flüchtlinge" bezeichnet hatte.