Für Fleisch mit dem geplanten staatlichen Tierwohl-Siegel müssen deutsche Verbraucher mehr zahlen. Eine Umfrage der Umweltschutzorganisation Greenpeace ergab unterdessen, dass sich auch Kunden von Diskontern Fleisch aus besserer Tierhaltung wünschen.
Fleisch mit dem staatlichen Tierwohl-Label werde "ein bisschen teurer", sagte Christian Schmidt der "Augsburger Allgemeinen" vom Dienstag.
Der Agrarminister plant die Einführung eines staatlichen Siegels auf freiwilliger Basis. Das zweistufige Label soll mit Schweinefleisch starten, später sollen Geflügel und Rindfleisch dazukommen. Die Tiere haben dabei mehr Platz und Licht und bekommen besseres Futter. Unklar sind bis jetzt aber die genauen Kriterien für das Label sowie ein Zeitplan, wann die Produkte erhältlich sind.
Zustimmung und Kritik
Schmidt kritisierte vor dem Hintergrund seiner Pläne die aktuellen Niedrigpreise für Fleisch. Mehr Tierwohl könne es "nicht zu 2,99 Euro für das Kilo Grillfleisch geben". Warum Fleisch mit dem Tierwohl-Siegel teurer sein wird als ohne, erläuterte das Landwirtschaftsministerium zunächst nicht.
Das geplante Label stößt grundsätzlich auf Zustimmung bei Verbrauchern und Tierschützern, Kritik regt sich aber an der Freiwilligkeit des Siegels. Viele Organisationen und Umweltschützer fordern daher verbindliche Vorgaben, die deutlich über dem gesetzlichen Mindeststandard liegen.
Auch Greenpeace fordert für alle Fleischprodukte eine verpflichtende Haltungskennzeichnung. Wie die Umweltschutzorganisation am Dienstag mitteilte, wünschen sich einer Umfrage zufolge 90 Prozent der Kunden der beiden Diskonter Lidl und Aldi ebenfalls Fleisch aus besserer, tiergerechterer Haltung. Außerdem befürworten 84 Prozent der Befragten bei Fleisch eine transparente Kennzeichnung der Tierhaltung, so wie es sie bei Eiern gibt.
"Auch Supermarkt-Kunden wollen kein Billigfleisch auf Kosten der Tiere", erklärte Dirk Zimmermann von Greenpeace. Für die Organisation befragte Forsa im März und April über tausend Menschen, die bei Lidl oder Aldi einkaufen.
Die Grünen bezeichneten das geplante staatliche Label als "Farce" und kritisierten die Freiwilligkeit des Siegels sowie die Tatsache, dass es zunächst nur für Schweine gelten soll. Damit habe es "kaum Aussagekraft und Nutzen" für die Verbraucher, erklärte die Verbraucherschutzexpertin Nicole Maisch.
Die Grünen fordern stattdessen, das bei Eiern verwendete Kennzeichnungssystem auch auf Fleisch und Milchprodukte zu übertragen. Jedes weitere neue Label stifte eher Verwirrung, kritisierten die Grünen.