Schmuggler böten schutzlose Menschen auf Märkten für 200 bis 500
Dollar feil, berichtete der IOM-Vertreter in Libyen, Othman
Belbeisi, am Dienstag in Genf.

Die Menschen würden oft monatelang festgehalten und ohne Lohn zu
harter Arbeit gezwungen. Viele würden gefesselt oder eingesperrt.
Frauen würden als Sexsklavinnen missbraucht oder zur Prostitution
gezwungen.

Lösegeld wurde verlangt

Die Organisation berichtete von zahlreichen Fällen von Menschen,
die nach eigenen Angaben auf solchen Sklavenmärkten verkauft wurden.
IOM traf sie in Auffanglagern für Migranten, die in ihre Heimat
zurück wollen. Die Migranten seien gefoltert worden und hätten dabei
ihre Familien anrufen müssen, damit diese die Schreie hören konnten.
Die Wächter verlangten Hunderte Dollar Lösegeld. Nach Angaben der
Betroffenen hungerten sich Migranten zu Tode, die kein Geld
aufbringen konnten. Ein IOM-Arzt habe einen auf 35 Kilogramm
abgemagerten Mann aus Gambia im Krankenhaus besucht und seine
Folterwunden gesehen.

"Libyen ist ein Jammertal für die Migranten", sagte der
IOM-Einsatzleiter Mohammed Abdiker. "Migranten, die nach Libyen
gehen, um nach Europa zu kommen, haben keine Ahnung von der Folter,
die sie dort erwartet", sagte IOM-Sprecher Leonard Boyle. "Sie
werden verkauft, gekauft und weggeworfen, wenn sie nicht mehr von
Nutzen sind." IOM nehme die Zeugenaussagen auf und verbreite sie
über soziale Netzwerke und Radiosender in den Ländern, aus denen
viele Menschen flüchten, um sie zu warnen.