Bei dem jüngsten Massaker in einer brasilianischen Haftanstalt sind nach offiziellen Angaben mindestens 26 Menschen getötet worden. "26 Tote wurden bestätigt", sagte der Minister für öffentliche Sicherheit im Bundesstaat Rio Grande do Norte, Caio Bezerra, am Sonntagabend bei einer Pressekonferenz.

Zuvor war die Zahl Getöteten im Alcacuz-Gefängnis von einem Polizeiermittler mit wahrscheinlich mehr als 30 angegeben worden. Auf Fotos waren mindestens drei abgeschlagene Köpfe zu sehen. Die Auseinandersetzungen vermutlich zwischen Mitgliedern rivalisierender Drogenbanden hatten am Samstagabend begonnen.

Das Ministerium für öffentliche Sicherheit teilte am Sonntag mit, dass das Gefängnis nach 14-stündigen Auseinandersetzungen wieder unter Kontrolle der Sicherheitskräfte sei. Kein Häftling sei aus der Strafanstalt nahe Natal, der Hauptstadt des Bundesstaats, entkommen. Die für 620 Häftlinge ausgelegte Anstalt war mit mehr als tausend Insassen massiv überbelegt.

Überbelegte Haftanstalten

Nach offiziellen Angaben befindet sich die Belegungsquote der Haftanstalten derzeit bei 167 Prozent. Ende 2014 gab es in Brasilien einem Bericht des Justizministeriums zufolge 622.000 Gefangene. Brasilien hat damit weltweit die viertgrößte Gefangenenzahl nach den USA, China und Russland.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hatte erst am Donnerstag die "inhumanen Zustände in den brasilianischen Gefängnissen" beklagt. Für Dienstag hat das Justizministerium in Brasilia alle Verantwortlichen der Bundesstaaten zu einer Krisensitzung eingeladen.

Seit Jahresbeginn wurden schon mehr als 130 Gefangene in Brasilien bei Gewaltkonflikten in den überfüllten Haftanstalten getötet. Im Juli war eine Waffenruhe zwischen den beiden größten Kokainbanden - dem Primeiro Comando da Capital (Erstes Kommando der Hauptstadt) aus São Paulo und dem Comando Vermelho (Rotes Kommando) aus Rio de Janeiro - zusammengebrochen.

Rivalisierende Drogenbanden

Laut Medienberichten war dies auch die Ursache für das Massaker im Alcacuz-Gefängnis. Vor allem im Norden Brasiliens, der an die Kokain-Produzenten Bolivien, Kolumbien und Peru grenzt, werden Haftanstalten faktisch von Drogenbanden kontrolliert.

In Manaus waren Anfang des Jahres bei 17-stündigen Kämpfen in einem Gefängnis 56 Menschen getötet worden. Viele der Opfer wurden enthauptet und verstümmelt. Seither gab es noch mehrere ähnliche Vorfälle, unter anderem in einer Haftanstalt in Boa Vista, der Hauptstadt des Bundesstaats Roraima, wo 33 Menschen getötet wurden.