Es soll der Anfang vom Ende des berüchtigten "Dschungels" sein: Begleitet von einem gewaltigen Medieninteresse ist die Räumung des Flüchtlingslagers von Calais angelaufen. Am Montag wurden nach Angaben der französischen Behörden mehr als 1.600 Flüchtlinge mit Bussen in Unterkünfte im ganzen Land gefahren.

Die Räumung des Lagers verlief zunächst ohne größere Zwischenfälle, Beobachter blicken aber mit Sorge auf die kommenden Tage.

Schon vor Sonnenaufgang versammelten sich nahe des Lagers zahlreiche Flüchtlinge vor einer Lagerhalle, die in eine Art improvisierten Busbahnhof umgewandelt worden war. "Bye bye, Dschungel", riefen einige Flüchtlinge, als sie sich mit ihrem Gepäck auf den Weg zu dem Versammlungspunkt machten. Dort bildeten sich rasch lange Schlangen. "Es ist besser, jetzt zwei Stunden zu warten als dann zwei Tage", sagte ein sudanesischer Flüchtling.

Landesweite Verteilung

Gegen 08.40 Uhr fuhr der erste Bus mit 50 Sudanesen an Bord in Richtung der ostfranzösischen Region Burgund ab. Im Zuge der mit großem Aufwand geplanten Räumungsaktion starteten die Busse dann im 15-Minuten-Takt. Bis 16.00 Uhr verließen so rund 1.630 Flüchtlinge Calais, wie die Präfektur mitteilte.

Die Behörden hatten für den ersten Tag der Lagerräumung das Ziel ausgegeben, mit 60 Bussen rund 2.000 Bewohner des "Dschungels" in Flüchtlingsunterkünfte zu bringen. Insgesamt sollen 6.000 bis 8.000 Flüchtlinge in Frankreich verteilt werden, landesweit stehen 451 Flüchtlingsunterkünfte bereit. Am Dienstag sollen 45, am Mittwoch 40 Busse fahren.

"Das ist ein historischer Augenblick", sagte die verantwortliche Präfektin Fabienne Buccio. "Jetzt können sich die Flüchtlinge endlich eine bessere Zukunft aufbauen." Innenminister Bernard Cazeneuve lobte am Vormittag eine "ruhige und geordnete Operation". Allerdings gab es im Verlauf des Vormittags immer wieder Gedränge und Rangeleien in den Warteschlangen. Einmal brach eine kurze Panik aus.

Die Behörden selbst bezeichnen die Auflösung des Lagers als "riskante Operation". 1.250 Polizisten sind im Einsatz, um die Räumung des "Dschungels" abzusichern. In den vergangenen Nächten hatten sich Flüchtlinge immer wieder Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. In der Nacht auf Montag setzte die Polizei rund 120 Tränengasgranaten ein.

Beobachter befürchten, dass sich die Lage in den kommenden Tagen verschärfen könnte: Rund 2.000 der Flüchtlinge wollten die Region nicht verlassen, weil sie heimlich nach Großbritannien gelangen wollten, sagte der Leiter der Organisation L'Auberge des Migrants (Herberge der Flüchtlinge), Christian Salome. Ein Sprecher des Innenministeriums wies diese Zahl entschieden zurück.

Zelte und Hütten werden abgerissen

Aber auch der sozialistische Abgeordnete Yann Capet mahnte: "Seit heute Morgen läuft alles ruhig. Wir werden sehen, wie es in den kommenden Tagen läuft."