Wegen der Entwicklung im Fall Peggy lässt Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow die Akten eines anderen Kindsmordes komplett neu prüfen. "Es gab einen Tod eines neunjährigen Kindes in den neunziger Jahren in Jena und da war Herr Böhnhardt und sein Name schon einmal im Visier und das müssen wir alles viel, viel gründlicher betrachten", sagte der Linken-Politiker am Freitag in Berlin.

Ungeklärter Fall in Jena

Der Jenaer Fall ist bis heute nicht aufgeklärt. Am Donnerstagabend war bekannt geworden, dass Ermittler DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt an einem Gegenstand in der Nähe des Skeletts der getöteten Peggy gefunden hatten. Böhnhardt war damals wegen des Kindsmordes in Jena vernommen worden, wie Ramelow vor einer Sitzung des Bundesrates sagte.

Bisher ist unklar, ob Böhnhardt überhaupt in die Ermordung der beiden Kinder verstrickt ist. Die Ermittlungen stehen am Anfang. "Es gibt eine Vielzahl von Aufgaben", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel am Freitag in Bayreuth. Geprüft werden müsse unter anderem, ob eine Verunreinigung zu dem DNA-Treffer geführt haben könnte, sagte Potzel. Dazu müsse auch geklärt werden, in welchen Räumen die Leiche Böhnhardts, die Skelettteile von Peggy und die Fundstücke im Fall des Mädchens untersucht worden waren. Weitere Details nannte der Oberstaatsanwalt nicht. Er rechne auch nicht damit, dass die Ermittlungsbehörden noch am Freitag neue Ergebnisse präsentieren können.

Am Heimweg verschwunden

Peggy war am 7. Mai 2001 im nordbayerischen Lichtenberg auf dem Heimweg von der Schule verschwunden. Am 2. Juli dieses Jahres hatte ein Pilzsammler Teile ihres Skeletts in einem Waldstück im Saale-Orla-Kreis in Thüringen gefunden - nur rund 15 Kilometer vom Heimatort des Mädchens entfernt. Mehrfach hatte die Polizei anschließend den Fundort abgesucht, weil das Skelett nach Angaben der Ermittler nicht vollständig gewesen war. Potzel äußerte sich am Freitag nicht dazu, ob die fehlenden Stücke und die auch vermisste Schultasche des Kindes inzwischen aufgetaucht seien.

Der Rechtsextremist Böhnhardt gehörte dem "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU). Mit Uwe Mundlos und Beate Zschäpe soll er jahrelang unerkannt gemordet haben - hauptsächlich Menschen mit ausländischen Wurzeln. Mundlos und Böhnhardt töteten sich den Ermittlern zufolge im November 2011 nach einem Banküberfall, um einer drohenden Festnahme zu entgehen. Zschäpe stellte sich der Polizei. Seit Mai 2013 muss sie sich vor dem Münchner Oberlandesgericht verantworten. Nun ist offen, ob der Prozess wie geplant fortgesetzt wird.