Die Zahl der Toten nach dem Erdbeben in Italien hat sich weiter erhöht. Der Zivilschutz geht in einer vorläufigen Bilanz mittlerweile von 290 Toten aus. 230 Todesopfer wurden in der Bergortschaft Amatrice, Epizentrum des Bebens, gemeldet. Weitere elf Menschen kamen im Dorf Accumoli und 49 in Arquata ums Leben.

388 Menschen wurden beim schweren Erdbeben verletzt, 2444 sind obdachlos. Das Beben ist damit inzwischen nahezu so verheerend wie jenes von L'Aquila im April 2009. Damals kamen mehr als 300 Menschen ums Leben.

Mehrere Menschen werden noch vermisst. Der am stärksten betroffene Ort Amatrice hatte vor dem Beben zwar lediglich 2700 Einwohner, wegen der Ferienzeit und eines geplanten Pasta-Festivals sollen sich im Großraum jedoch rund 40.000 Menschen aufgehalten haben.

Seit dem schwersten Erdstoß einer Stärke von mehr als 6 in der Nacht zu Mittwoch verzeichneten die Behörden circa 1300 weitere Beben, was die Rettung erschwerte. Das Erdbeben hatte ganze Dörfer der Regionen Latium und in den Marken dem Erdboden gleichgemacht. Die Retter suchten auch in der Nacht weiter nach Überlebenden in den zerstörten Gemeinden.

Nationaler Trauertag

In Amatrice, 140 Kilometer nord-östlich von Rom, besuchte Italiens Präsident Sergio Mattarella am Samstag die betroffene Bevölkerung. Mattarella erreichte per Hubschrauber die isolierte Bergortschaft am Apennin. Er traf Überlebende und Mitglieder der Rettungsmannschaften und dankte ihnen für ihren unermüdlichen Einsatz. "Euer Engagement ist außerordentlich", lobte Mattarella. Er versprach einen raschen Wiederaufbau der zerstörten Gemeinden.

Präsident Sergio Mattarella
Präsident Sergio Mattarella © APA/AFP/ANDREAS SOLARO

Nach Amatrice reiste der Staatschef in den nahen Ort Accumoli weiter. Auch dieses Bergdorf wurde zerstört. Danach flog Mattarella nach Ascoli Piceno zum Begräbnis von 49 Menschen, die beim Erdbeben in den Gemeinden der Region Marke ums Leben gekommen sind. Die Särge der Opfer standen aufgereiht in einer großen Sporthalle der Stadt. Am kommenden Dienstag ist in der Stadt Rieti die Trauerzeremonie für die Todesopfer von Amatrice und Accumoli geplant.

Regierungschef Matteo Renzi unter den Trauernden
Regierungschef Matteo Renzi unter den Trauernden © APA/AFP/ALBERTO PIZZOLI

Ein Team aus vier Staatsanwälten ermittelt in der Stadt Rieti wegen Fahrlässigkeit in Zusammenhang mit Bauarbeiten in Amatrice, Epizentrum des Erdbebens. Unter die Lupe nahmen die Staatsanwälte die Volksschule in Amatrice, die erst 2012 renoviert worden war, beim Erdbeben jedoch fast vollständig zusammengebrochen war. 115 schwerbeschädigte Gebäude in Amatrice wollen die Staatsanwälte unter die Lupe nehmen. "Wären die Gebäude wie in Japan errichtet worden, wären sie in Amatrice nicht zusammengebrochen", sagte der Staatsanwalt von Rieti, Giuseppe Saieva.

Rettungsteams im Dauereinsatz

Inzwischen nehmen die Nachbeben in Amatrice kein Ende. Um 4.58 Uhr wurde ein Erdbeben mit Magnitude 4 gemeldet. Er riss die vielen Obdachlosen aus dem Schlaf, die in den Zeltlagern die Nacht verbrachten. 220 Nachbeben wurden allein am Freitag registriert.

Innenminister Angelino Alfano lobte den Einsatz der Rettungsteams und der ehrenamtlichen Helfer, die der betroffenen Bevölkerung Hilfe leisten. "Die Solidaritätswelle, die diese Katastrophe ausgelöst hat, ist enorm. Wir werden das Geld finden, um die betroffene Region wieder aufzubauen. Wir wollen dafür sorgen, damit niemand diese wunderbare Gegend verlassen muss", kommentierte Alfano.