247 Tote und 264 Verletzte lautet die vorläufige Bilanz des Erdbebens, das in der Nacht auf Mittwoch Mittelitalien erschüttert hat. Über 200 Tote gibt es alleine in der Ortschaft Amatrice in der Provinz Rieti.

"Es gibt nach wie vor keine Hinweise, dass sich Österreicher unter den Todesopfern oder Verletzten befinden", hieß es am Donnerstagvormittag aus dem Außenministerium auf Anfrage der Kleinen Zeitung. Aufgrund der weiteren Entwicklungen könne aber nichts ausgeschlossen werden.

Von den beim Außenministerium registrierten Auslandsösterreichern und Urlaubern, die zum Zeitpunkt des Bebens in Italien weilten, befand sich niemand "in unmittelbarer Nähe des Epizentrums". Auch hätten sich keine besorgten Anrufer gemeldet, die Angehörige in der Krisenregion vermissen würden.

Unter den Todesopfern befinden sich eine 26-jährigen Spanierin sowie zwei Rumänen, bestätigten die Außenministerien in Madrid und Bukarest. Laut der spanischen "El Pais" machte die 26-Jährige mit ihrem italienischen Ehemann in der Region Urlaub - sie soll in dem schwer betroffenen Ort Illica gestorben sein. Das rumänische Außenministerium spricht von zwei Toten und vier verletzten Rumänen. Sie werden der Nachrichtenagentur Ansa zufolge in Krankenhäusern behandelt. Der Zivilschutz in Italien wollte die Todesfälle noch nicht bestätigen, schloss aber nicht aus, dass es auch ausländische Opfer gegeben haben könnte.

Italien: Soforthilfe von 235 Millionen Euro

Italien stehe solidarisch zusammen, um die großen Herausforderungen zu meistern. Als Soforthilfe stellte die italienische Regierung 235 Millionen Euro bereit. Für heute Donnerstag ist ein Treffen des Ministerrats in Rom geplant, um das weitere Vorgehen zu beraten und Hilfe für die betroffene Bevölkerung zu organisieren.

Regierungschef Matteo Renzi lobte die Effizienz der Rettungseinheiten und des Zivilschutzes. Auch Spenden wurden für die betroffene Bevölkerung organisiert. In der Katastrophenregion soll der Notstand ausgerufen werden. Das Beben hat in den Regionen Umbrien, Latium und den Marken ganze Dörfe regelrecht zerstört, Tausende Menschen wurden obdachlos.

Suche nach Überlebenden

Die Einsatzkräfte suchten in der Dunkelheit mit Hilfe von Spürhunden und Taschenlampen weiter nach Lebenszeichen. Wie viele Menschen noch verschüttet sind, ist unklar. In Amatrice sei eines der Symbole der Stadt, das historische Hotel Roma, in sich zusammengestürzt. Zwei Menschen seien tot aus den Resten des Gebäudes geborgen worden - nach Angaben des Bürgermeisters befanden sich zum Zeitpunkt des Bebens aber 70 Menschen in dem Hotel.

Renzi hatte die Katastrophen-Region am Mittwochabend besucht. 368 Verletzte seien seit dem Morgen aus der Gegend von Amatrice und Accumoli weggebracht worden, erklärte er.

Zehnjährige nach 16 Stunden gerettet

Unter den Opfern waren viele Kinder, in manchen Familien gab es mehrere Tote. Aber es gab auch gute Nachrichten: So wurde am frühen Mittwochabend in Pescara del Tronto ein zehnjähriges Mädchen nach fast 16 Stunden aus den Trümmern ihres Hauses gerettet. Hunde hätten sie aufgespürt, hieß es. "Als wir sie lebend gefunden haben, war die Freude riesengroß", sagte Feuerwehrsprecher Danilo Dionisi.

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Starke Nachbeben: Lange Nacht der Angst

Seit dem Hauptbeben, das in der Nacht auf Mittwoch Mittelitalien erschüttert hat, gab es rund 250 Nachbeben. Diese seien teilweise so stark gewesen, dass in den betroffenen Gebieten erneut Gebäude gewankt hätten.

Die Obdachlosen im Erdbebengebiet in Mittelitalien haben eine lange Nacht der Angst erlebt. Die Nachbeben lösten Angst unter den Bewohnern der Kleinstadt Amatrice, Epizentrum des Bebens rund 106 Kilometer nördlich von Rom, aus. Sie mussten Donnerstagnacht in Zelten verbringen.

Sieben Jahre nach dem schweren Erdbeben in dem 30 Kilometer Luftlinie entfernten L'Aquila wurden in der Berg-Region ganze Dörfer zerstört. Auch im etwa 100 Kilometer Luftlinie entfernten Rom wackelte der Boden.

Italien ist hoch erdbebengefährdet, weil unter dem Apennin die afrikanische und die eurasische Platte aufeinanderstoßen. Fast 26 Millionen Menschen leben in Italien in Gebieten mit erhöhtem Erdbeben-Risiko, das sind 45 Prozent der Bevölkerung, berichteten italienische Medien. Nach dem Erdstoß in der Nacht auf Mittwoch wurde Kritik an der schlechten Bauqualität in Italien laut: Es gebe es keine Kultur der Prävention, beklagte der nationale Verband der italienischen Geologen.