Das ist der Stoff, aus dem Thriller gemacht werden - und nicht nur, weil die Hauptperson an jene Schauspieler erinnert, mit denen oft Rollen in Mafia-Filmen besetzt wurden. Antonin Scalia (79) wurde am Wochenende während eines Urlaubs auf einer westtexanischen Ranch tot aufgefunden. Scalia, 1986  vom damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan an den Supreme Court berufen, war der längstdienende und auch einer der konservativsten Richter am Supreme Court. Der konservative Katholik war ein Verfechter der wortgenauen Auslegung der US-Verfassung und sah die Todesstrafe und den privaten Waffenbesitz als verfassungsmäßige Rechte der US-Bürger an. Abtreibungen, die Homo-Ehe und die Förderung von Minderheiten lehnte er strikt ab. 

Er sei eines natürlichen Todes gestorben, berichteten US-Medien kurz darauf unter Berufung auf den US Marshalls Service. Doch nun gibt es Zweifel an dieser Version. Der Richter hatte sich in bester Verfassung befunden, als er in dem noblen Jagdclub eingetroffen war. Als er einen Tag später weder zum Frühstück, noch zum Mittagessen auftauchte, hielt man in seinem Zimmer Nachschau und fand ihn tot in seinem Bett; seine Familie verweigerte die Leichenöffnung, der Fall wurde umgehend zu den Akten gelegt.

Kissen über dem Kopf

Doch gerade das verwundert viele. Wie konnte es sein, dass der Tod eines so wichtigen Mannes nicht von einem Gerichtsmediziner untersucht wird? Dazu kommt, dass der Besitzer des Klubs angeblich einer Lokalzeitung sagte, der Tote habe ein Kissen über dem Kopf gehabt. Allein, um Mord auszuschließen, hätte man den Fall näher untersuchen sollen, sagen nun Polizeiangehörige und Richter.

Jene Richterin, die für die Freigabe der Leiche zuständig war, beruft sich auf ein Telefonat mit dem verantwortlichen US-Marshall. Dem Gesetz habe sie damit entsprochen - auch wenn sie einräumen musste, die Leiche nie gesehen zu haben. Die "New York Post" zitierte Bill Ritchie, den früheren Chef der Mordkommission in Washington DC, mit den Worten: "Woher wissen wir, dass er nicht im Schlaf erstickt worden ist, wenn man nicht einmal eine Untersuchung einleitet? Wenn ermittelt wird, kann man immer noch feststellen, dass es ein natürlicher Tod war."

Streit um Nachfolge

Mit Scalia dominierten im Verfassungsgericht die konservativen Richter in einem Verhältnis von 5 zu 4. Viele Urteile wurden knapp entlang dieser Linie gefällt. US-Präsident Barack Obama muss nun einen Nachfolger nominieren. Der Demokrat hat zwar die Gelegenheit, einen moderaten Richter auszuwählen, aber sein Kandidat muss vom Senat bestätigt werden - und dort haben die Republikaner die Mehrheit.

Mittlerweile ist um die Besetzung ein wilder Streit ausgebrochen. Die Republikaner forderten kurz nach der Todesnachricht, der nächste Präsident solle Scalias Nachfolge regeln. Gemäß der Verfassung steht aber dem scheidenden Amtsinhaber Barack Obama die Entscheidung zu. Sollte Obama vor seinem Ausscheiden aus dem Amt einen Demokraten ernennen, wäre der einflussreiche Oberste Gerichtshof nicht mehr wie bisher mit fünf zu vier Stimmen konservativ dominiert.

Obama übermittelte Scalias Familie "sein aufrichtiges Beileid". Der verstorbene Richter habe "unser Rechtsverständnis tief greifend geprägt", sagte er. Zugleich stellte Obama klar, dass er - wie es von der Verfassung vorgesehen ist - einen Nachfolger bestimmen werde. Die auf Lebenszeit ernannten Höchstrichter müssen allerdings vom Senat bestätigt werden, und dort verfügen die Republikaner über die Mehrheit.

Schlagabtausch

Die sechs führenden republikanischen Präsidentschaftsbewerber sprachen sich gegen die Ernennung eines Nachfolgers von Scalia durch Obama aus. In ihrer neunten Fernsehdebatte lieferten sie sich den bisher härtesten Schlagabtausch, waren sich in dieser Frage jedoch einig. Der Senator Marco Rubio warnte, Obama versuche, "uns eine liberale Justiz einzutrichtern". Der Milliardär Donald Trump sagte, es sei die Aufgabe der Republikaner, im Senat zu "verzögern, verzögern, verzögern".

Unterstützung erhielt Obama aus seinem demokratischen Lager. Der einflussreiche demokratische Senator Harry Reid sagte, den vakanten Posten nicht zu besetzen, wäre ein "beschämender Verzicht" des Senats auf "eine seiner wesentlichsten verfassungsrechtlichen Zuständigkeiten". Bei Nichternennung eines Nachfolgers droht dem Supreme Court ein Patt.