Pelze erleben in der Modewelt eine Renaissance. Und damit auch im Handel. Vor allem Pelzbesätze an Jacken und Bommel auf Hauben sind beliebt. Bei unseren Nachbarn in Deutschland etwa machte dieser teilweise Einsatz von Echtpelz an Kleidungsstücken in diesem Jahr beinahe 70 Prozent der Umsätze mit Pelzen aus.

Marktführer ist China. Dort gibt es kaum Bestimmungen, was die Haltung und Tötung der Tiere angeht. Aber auch im Norden und Osten Europas floriert das Geschäft mit dem Fell. Und im Unterschied zu Produzenten in Asien werben Hersteller in der EU und in Norwegen häufig damit, dass sie die hohen Standards der westlichen Welt erfüllen. Der finnische Nobelhändler "Saga Furs", der unter anderem die Luxusmarken Prada, Versace und Burberry beliefert, beziehe seine Ware von "streng reglementierten Farmen". "Transparenz und Qualität" seien die maßgeblichen Ansprüche der Firma.

Etikettenschwindel

Dem widerspricht Thomas Pietsch vom Tierschutzverein "Vier Pfoten" entschieden: "Wenn man Tiere hält, muss man die gesetzlichen Rahmenbedingungen einhalten. Firmen wie ,Saga Furs' werben also mit Selbstverständlichkeiten. Das Problem ist, dass die rechtlichen Grundlagen, die die EU vorgibt, sehr mangelhaft sind. Den Tieren auf Pelzfarmen geht es beinahe überall auf der Welt gleich schlecht."

Bericht im EU-Parlament

Pietsch und Vertreter anderer Organisationen haben gestern im Brüsseler EU-Parlament einen Bericht präsentiert, der die Unwahrheiten offenlegt, mit denen die Branche das Gewissen der Konsumenten beruhigen will. Sie hoffen, damit die Abkehr der Modebranche von Nerz und Co. zu forcieren und wollen sowohl bei politischen Vertretern als auch in der Öffentlichkeit das Bewusstsein dafür schärfen. Denn viele Menschen seien eigentlich gegen Echtpelze in ihren Kleiderschränken. Tierärztin Siri Martinsen, Co-Autorin des Reports und Leiterin der norwegischen Tierschutzorganisation NOAH, ergänzt: "Die Gesetze werden als Marketingstrategie genutzt, um den Eindruck hoher Tierschutzstandards zu erwecken. Aber es gibt keinen tierschutzfreundlichen Pelz."