Jaguar legt sich mit diesem XF mit den deutschen Topmarken in einem ungeheuer schwierigen Marktsegment an. Der Mut ist nur allzu verständlich, immerhin durfte man nicht nur zuletzt ausreichend Selbstvertrauen tanken - Jaguar baut heute ausgezeichnete Autos.

Aber kann dieser XF schon einen 5er BMW, einen Mercedes E oder einen Audi A6 schlagen? Das ist und bleibt die Kernfrage, die es zu beantworten gilt.

Das Cockpit ist chic, aber nicht 100-prozentig perfekt verarbeitet
Das Cockpit ist chic, aber nicht 100-prozentig perfekt verarbeitet © Oliver Wolf

Die ersten Meter beweisen einmal eines: Schon beeindruckend, wie ruhig der XF dahingleitet. Das Fahrwerk ist auf verschiedene Fahrmodi einzustellen. Im "dynamischen" Zustand heißt das: schon gut hart, man merkt vor allem bei kleinen Wellen, dass der Jaguar in dem Aggregatzustand sich anspannt, dafür sind die eventuellen Tendenzen zur Rollneigung gut herausgefiltert. Die Lenkung spielt gut mit, auch in schärfer gefahrenen Kurven kommen keine Wellen durch.

Das Prunkstück des XF ist und bleibt aber der Motor: Hier zeigt man ein eigenes Profil - und legt sogar noch etwas drauf. Das Ansprechverhalten des Dreiliter-300-PS-Diesels ist exzellent, der Motor hängt sehr gut am Gas, die Leistungsentfaltung - einwandfrei. Kein Wunder, mit 700 Nm Drehmoment (bei 2000 U/min) macht man Dampf ohne Ende.

Nur wenn man den Diesel höher dreht, wird die Geräuschkulisse ein bissl burschikos. Aber in Momenten, in denen man den 7. Gang auswählt, mit 110 km/h über die Straßen gleitet, da findet man seine innere und äußere Ruhe. Und über die Schaltpaddles lassen sich der XF und seine Kraft hervorragend verwalten - und die Leistung lässt sich je nach Bedarf portionieren.

Beim Fahrwerk und Handling ist zu bemerken: Eine kleine Tendenz zum Untersteuern kann man mit Leistungseinsatz zum Übersteuern umprogrammieren - das wird zwar dann von der Elektronik bereinigt. Hier könnte man jedoch noch etwas feiner abstimmen, für mehr Neutralität sorgen - aber das spürt man nur, wenn man Kurven kratzt. Bei normaler bis sportlicher Fahrweise gibt es beim Hecktriebler nichts zu bemängeln. Die Bremsen sprechen gut an.

Prachtvoll: Jaguar XF, stilvoller Luxus ohne Mainstream-Berührungsängste
Prachtvoll: Jaguar XF, stilvoller Luxus ohne Mainstream-Berührungsängste © Oliver Wolf

Bei der Optik sage ich: gelungen, das ist auch ein bissl Mainstream, aber mit chicem Geschmack. Ganz wenige Details sind nicht ganz ausgereift, etwa der eine oder andere Plastikeinsatz, das passt nicht in diese Liga. Aber das ist nur an wenigen Nebenschauplätzen - wenn überhaupt - zu sehen. Unterm Strich sitzt man in einem feinen Auto mit exzellentem Antrieb und einer gewissen individuellen Note abseits des deutschen Klassizismus. Ein schöneres Kompliment kann man nicht machen.