Es ist der Geburtstag, der alles verändert: endlich 18! Führerschein!! Auto!!! Einfach drauflosfahren, ganz egal, wohin. Hauptsache, unterwegs. Die eigenen vier Räder galten lange Zeit als das erste große Ziel im Leben, auf das man hinarbeitete. Ob man jetzt ein Auto wirklich brauchte oder nicht – egal. Hier ging es nicht ums Habenmüssen, sondern rein ums Wollen, um die Freude an PS und Drehmoment. Was gibt es für einen 18-Jährigen schließlich Cooleres? Vieles, glaubt man aktuellen Studien. In Zeiten überfüllter Autobahnen, hoher Park gebühren und horrender Unterhaltskosten ist der Spaß buchstäblich auf der Strecke geblieben. Und die Jungen geben ihr Geld lieber für Reisen, Computer und Smartphones aus – Statussymbole gibt es weiterhin, nur haben diese keine Räder mehr.

Jugend wird mobil

Doch ist das wirklich so? Glaubt man anderen Studien, bleibt das Auto jedenfalls ein wichtiges Thema. Allerdings gehen die Jungen das Thema deutlich vernünftiger an als ihre Eltern. Für 51 Prozent sind die laufenden Kosten ein wichtiges Kaufkriterium, für 53 Prozent ein niedriger Verbrauch. Aber Sportlichkeit oder Markenimage? Nicht so wichtig. Rund 66 Prozent meinen, dass Autos für sie nicht mehr als Statussymbole dienen. Doch Studien sind das eine, die Praxis meist etwas völlig anderes. Bleibt der Nachwuchs tatsächlich lieber daheim hinter den Monitoren und Tablets, anstatt mit dem eigenen Auto in die weite Welt zu düsen? Um das herauszufinden, haben wir drei Kandidaten, deren Lebensläufe unterschiedlicher nicht sein könnten, zum Ortstermin beim ÖAMTC in Graz eingeladen, um sie nicht nur mit unseren Fragen, sondern auch mit den neuesten genklasse zu konfrontieren: Klein, leicht, leistbar – der neu aufgelegte Kia Rio, der Opel Adam Rocks, Nissans neuer Micra und der freche Suzuki Ignis sind durchwegs im Kleinwagen-Gardemaß von vier Meter Außenlänge gehalten, gehen das Thema Mobilität jeweils aber völlig unterschiedlich an. Wie kommen sie beim Autofahrernachwuchs an? So viel sei vorweggenommen: Wir „alten Hasen“ sollten an diesem Tag eine Menge lernen.

Vernünftiger Enthusiasmus. Manuel Soboth ist 26 und Kfz-Techniker. Der gelernte Mechaniker absolvierte in der Abendschule Matura und Meisterprüfung, nach einem Job bei Magna zeigt vor allem der Sprung in die Versuchsabteilung bei AVL List eindeutig: Soboth weiß genau, was er will. „Ich führe einfach gerne technische Tätigkeiten aus“, erzählt er begeistert von seiner neuen Stelle, und auch privat spielen Autos für ihn eine große Rolle. „Im Alltag fahre ich den alten Polo meiner Großmutter, und daheim habe ich noch zwei alte Alfas, aber mehr als Hobby.“ Dass er mit seinem Auto in die Arbeit fährt, hat auch praktische Gründe: „Natürlich fahre ich gerne Auto. Vor allem aber würde ich mit dem Bus doppelt so lange brauchen.“ Ob eines der anwesenden Autos etwas für den Techniker wäre? Soboth geht gewissenhaft ans Werk, wie es nur Leute vom Fach machen. Er überprüft jedes Detail und schenkt Bauteilen Aufmerksamkeit, die unsereins wohl nie gesehen hätte.

Sein Urteil? „Der Adam ist lässig, weil er sehr hochwertig und individuell ist. Und er gefällt mir, weil es von ihm auch eine Rallye-Version gibt!“ Für den Suzuki spricht sein Motor, verfügt dieser ja noch über vier Zylinder, was in der heutigen Zeit schon eine echte Seltenheit ist. Und der Nissan? „Der ist optisch am eigensinnigsten, hebt sich schön von den anderen ab.“ Ob er auch gerne einfach mal so spazieren fährt? „Natürlich! Aber es ist ein Unterschied, ob man bewusst am Wochenende mit seinem Auto eine Runde dreht oder wirklich jeden auch noch so kurzen Weg damit zurücklegt.“ Wenn er schon mit dem Alltagswagen in die Arbeit fährt, verbindet Soboth das gleich mit Einkäufen. Ist er jedoch nur in der Stadt unterwegs, nimmt er die öffentlichen Verkehrsmittel oder das Fahrrad. „Nach Wien sind wir unlängst mit dem Bus gefahren, weil es einfach am schlauesten war. Und wenn ich nur ein oder zwei Kilometer zu Freunden will, gehe ich gleich zu Fuß oder nehme mein Skateboard.“ So vernünftig kann man das Hobby Auto also angehen: Nur weil man Autos gerne hat, muss man ja nicht überall damit hinfahren.

Logischer Verzicht. Oder aber, man verzichtet auf das Auto ganz. Unsere Gesellschaft wird schließlich immer urbaner, die Lebensräume geballter. Für manche stellt sich da die Sinnfrage. „Gerade in der Stadt ist man mit dem Fahrrad schneller, flexibler, hat keine Parkplatzprobleme und bleibt nebenbei auch gesund.“ Lutz Reiter ist 24 und studiert Physik in Wien. Autos waren für den gebürtigen Steirer nie ein Thema, und selbst öffentliche Verkehrsmittel vermeidet er, so gut es geht. „Moped bin ich zwar schon gefahren, aber eher aus Gründen der Rebellion“, fügt der Student schmunzelnd hinzu. „Und es ist ja eine Kostenfrage. Ein Auto ist keine Wertanlage.“
Zwar stammt er aus einer „Fahrradfahrerfamilie („Mein Vater hat mich stark beeinflusst“), dennoch ist sein Zugang zum Thema eher nüchtern: „Das Fahrrad ist für mich definitiv ein Alltagsgerät. Sport betreibe ich auf andere Art und Weise.“ Somit macht es für ihn wenig Unterschied, ob Sommer oder Winter ist. Und wenn es etwas zu transportieren gibt, weiß sich Lutz Reiter zu helfen: „Dann borge ich mir einfach ein Lastenrad aus. Damit sind wir sogar schon mal übersiedelt – klappte problemlos!“ Bis zu 70 Kilometer legt er so pro Tag zurück, derzeit meist innerstädtisch in Wien, was nicht nur praktische Gründe hat. „Vielleicht liegt es an der Bewegung und der frischen Luft, aber auf dem Fahrrad kommen mir immer die besten Gedanken“, erzählt Reiter, und zwar nicht nur übers Studium, sondern auch über den Autoverkehr. „Alleine im Auto unterwegs zu sein, ist eigentlich ein Wahnsinn. Auch für all die anderen Autofahrer.“ Welches Modell er sich vorstellen könnte? Jedenfalls keinen Kleinwagen. „Wenn ein Auto, dann gleich was Ordentliches“, ergänzt das Argus-Radlobby-Mitglied. „Am besten einen Kombi, weil das einfach etwas Sinnvolles ist.“ Zum Beispiel, wenn es zum Skifahren geht. „Aber da fahre ich mit Freunden mit. Und daher bin ich absolut für Carsharing.“

Anti-Stubenhocker. Ein Gedanke, der Sascha Simburger nie in den Sinn kommen würde. Der gebürtige Hausmannstättener hat sich bewusst für einen Lehrberuf bei der Firma Robinson in Graz entschieden. „Ich wollte immer schon Mechaniker werden, mit Autos arbeiten“, erzählt er begeistert von seinem Ausbildungsplatz. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, nur im Büro vor dem Computer zu sitzen.“ Die anderen beiden nicken verständnisvoll – Spaß bei der Arbeit ist für die Jungen durchwegs ein wichtiges Thema. Und genauso klar wie sein Berufsbild ist für Sascha, dass er so rasch wie möglich den Führerschein machen will. „Mit der L17-Ausbildung fange ich gleich nach der Lehrabschlussprüfung an, wenn ich den Kopf wieder frei habe. Und das erste Auto sollte vor allem billig und nicht kaputt sein!“ Der Lehrling ist aber alles andere als altmodisch. Natürlich kommt das Fahrrad für kurze Strecken oft zum Einsatz, und gerade zum Thema Computer hat Simburger einen überraschend unkonventionellen Zugang: „Natürlich habe ich eine Playstation, aber die verwende ich eigentlich nur mehr zum Filmschauen. Viel lieber bastle ich an meinem Moped herum.“ Damit fährt er so oft wie möglich, aber nicht nur aus reinem Spaß: „Wenn ich Pech habe und einen Bus verpasse, brauche ich bis zu 90 Minuten zur Arbeit oder nach Hause. Mit dem Moped geht das in 30.“

Ein Stubenhocker sieht jedenfalls anders aus. Welcher unserer automobilen Kandidaten ihn am meisten anspricht? „Der Suzuki hat in Anbetracht der Außengröße ein tolles Platzangebot. Und der Micra ist vor allem innen sehr schön geworden“, kommentiert Simburger die frische Ware, wobei er den brandneuen Kia definitiv den an-deren vorziehen würde. Dass alle vier Kandidaten einen Touchscreen im Armaturenbrett haben, ist für den Jüngsten in der Runde überhaupt kein Thema. Aus einem überraschend einleuchtenden Grund: „Das ist nicht so relevant. Schließlich habe ich eh alle Funktionen auf meinem Handy.“ Ist die Vollvernetzung des Autos also gar nicht so wichtig? Eine Studie ist der Frage auf den Grund gegangen, ob Autos möglichst internetkompatibel sein müssen, um bei den jungen Generationen gut anzukommen. Und während 66 Prozent der befragten 18- bis 34-Jährigen noch angaben, mit diversen Assistenzsystemen gut zurechtzukommen, meinten 61 Prozent, dass Online-Dienste und -Services nur vom Verkehr ablenken und das Unfallrisiko erhöhen würden. 75 Prozent waren sich sogar einig, dass ihr nächstes Fahrzeug eigentlich gar nicht vernetzt sein müsse – schließlich steckt das allgegenwärtige Smartphone mit allen Diensten, die man so brauchen kann, ohnehin in der Hosentasche. Telefon, Internet und Navigationssystem in einem und noch dazu problemlos ins nächste Auto mitnehmbar – und damit genau so flexibel wie der Zugang der Jugend zur Mobilität.