Mahindra und Tata sind Großkonzerne aus Indien, die ihr Geld mit Frachtschiffen, Stahl, Traktoren und Autos verdienen. Von Klein- bis Geländewagen ist alles dabei, nur bei uns sind diese Marken weitgehend unbekannt. Dabei haben beide eine hiesige Niederlassung – in Stubenberg am See.

„Ich schimpf mich nicht gern als Generalimporteur, aber die Behörden wollen einfach einen.“ Franz Windhaber arbeitet nicht in einem Büro. Er sitzt in einem übergroßen Geschichtsbuch, das den Wandel seines Autohauses perfekt zusammenfasst. Unter der Glasscheibe auf dem Tisch zahllose Fotos aus vergangenen Tagen, als Simcas und Subarus das Tagesgeschäft bestimmten. Und an der Wand hinter seinem Sessel eine riesige Weltkarte, auf die selbst Kolumbus neidisch gewesen wäre. Ein schönes Symbol für den Aufstieg zum Importeur exotischer Marken? „Ach, das hat sich so ergeben“, kommentiert der Steirer seinen Werdegang, „und das ist ja nur ein Arbeitsplatz. Wenn er voll ist, wechsle ich einfach in das andere Zimmer.“

Anpassungsfähig war der findige Steirer schon immer, nicht nur bei seinen Schreibtischen. 1966 öffnete er seinen Autohandel. Erste Station: Simca. „Das war eine herrliche Zeit. Zeitweise haben wir die Autos verkauft, bevor wir sie im Haus hatten“, erinnert sich Windhaber, der nach dem Aus der Marke Ende der 1970er-Jahre zu Subaru wechselte, ehe 20 Jahre später der heimische Importeur zusperrte. „Da habe ich mir gedacht: Warum nicht selbst etwas importieren?“

Ein Besuch der Bologna-Motorshow trieb ihn zu den indischen Marken, die so etwas wie eine gesunde Rivalität pflegen: „Angefangen habe ich mit Mahindra, weil mich Tata nicht akzeptiert hat. Als die aber mitbekommen haben, dass ich Autos ihres Erzrivalen verkaufe, sind sie dann doch gekommen“, erinnert sich der Stubenberger an die Anfangszeit, die nicht immer einfach war: „Die Behördenwege waren schon ein gewaltiger Aufwand. Aber Tata hat mir sehr geholfen. Allein die Berichte über ihren Nano, den billigsten Neuwagen der Welt, haben die Marke bei uns bekannt gemacht.“ 2007 startete Windhaber ins Importeurgeschäft. Verkaufte Autos bis jetzt? Mehr als 200.

Die Qualität passt: „Das sind brandneue Autos, nicht so wie bei Simca. Die waren schon rostig, als sie ankamen.“ Die Mahindras und Tatas kommen direkt von den Europazentralen in Italien und Südtirol und Besuche aus der Mahindra-Zentrale sind häufiger, als man sich das jetzt vorstellen würde. Ihr SUV XUV 500 hat nämlich ein Herz aus dem grünen Herzen Österreichs: „Den Dieselmotor hat AVL in Graz entwickelt. Wenn eine Delegation bei denen zu Besuch ist, kommen sie nachher zu mir.“ Probleme werden diskutiert, Notizen gemacht, Pläne geschmiedet. „Im Endeffekt ist das für sie nur ein Abtasten unseres Marktes, deswegen wollen sie nur einen kleinen Partner. Warum sollten sie sich mit der heiklen Kundschaft bei uns abkämpfen, solange der Heimmarkt passt?“

Doch warum tut man sich das eigentlich an? Wäre ein Händlervertrag nicht einfacher? „Nein, es macht ja Spaß. Die Spannen sind noch größer und man ist nicht so unter Druck wie bei den großen Firmen. So weiß ich genau, wann welche Autos kommen, kann alte Modelle abverkaufen.“ Natürlich gebe es Kunden, die etwas Besonderes suchen, aber das Entscheidende sei natürlich der Preis. „Ein Pick-up mit 120-PS-Diesel, 2,4 Meter langer Ladefläche und 2,5 Tonnen Anhängelast für 15.000 Euro ohne Steuern, das gibt’s sonst nirgends.“ Vier bis sechs Wochen beträgt die Lieferzeit, Ersatzteile sind meist innerhalb eines Tages im Haus. Ob die zwei rivalisierenden Konzerne aus Indien nichts dagegen haben, dass ihre Produkte nebeneinander unter einem Dach stehen? „Gern haben sie es nicht. Aber auf einem Fuß steht man schlecht, auf zwei schon besser. Und mit einem Stock noch besser.“ Für Windhaber kommt der Stock aus China: DFSK.

Die Dongfeng Motor Corporation hat sich auf kleine Nutzfahrzeuge spezialisiert, es gibt sie als Pritsche, Bus, Lieferwagen, sogar mit Allrad und Vorsteuerabzug. „Natürlich kann man damit nie Stückzahlen machen. Aber es sind stabile Nischen, und obwohl der Import erst losgeht, haben wir schon 20 Autos verkauft.“ Aber im Aufspüren von Marktlücken war der Autohändler aus Leidenschaft schon immer wie ein Bluthund, denn dann gibt es da noch die Dreiradler von Fulu mit 600-Kubik-Motor im Heck und über 90 km/h Spitze – Windhabers viertes Bein für sein Unternehmen. „Die gibt es sogar als Viersitzer oder als Pick-up. Und es gibt eben Leute, die nur den A-Schein haben, für die sind diese Modelle interessant.“

Mehr Marken will Windhaber aber nicht verkaufen. Die Spirale aus Personal, steigenden Kosten und höheren Preisen würde nicht funktionieren. „Aber als Importeur kann ich mir das leisten. So fülle ich meinen Rucksack selbst. Wird er zu schwer, bin ich selbst schuld.“