Keiner ist wie der Cactus. Womit wir bereits vor den ersten Metern attestieren können, dass die Marke Citroën sich nach Jahren der Orientierungslosigkeit wiedergefunden hat. Und zwar auf eine äußerst sympathische Art und Weise. Das SUV war 2014 der erste Meilenstein auf dem langen Weg zurück, den die Franzosen eingeschlagen haben. Zwar hat er im Zuge des turnusmäßigen Boxenstopps die charakteristischen Airbumps an den Türen eingebüßt, weil die bei den Kunden nicht auf das erhoffte Echo gestoßen sind. Rudimentär sind sie noch vorhanden, haben sich aber etwas verschämt in Richtung Schweller zurückgezogen. Die Frontpartie ist jetzt breiter, LED-Tagfahrleuchten rahmen das Logo ein, die Flanken wurden neu modelliert und das ist Heck mit LED-Rücklichtern mit 3D-Effekt geschmückt.

Und jetzt nehmen sie auch wieder Kurs auf Komfort, für den die Autos mit dem Doppelwinkel seit 98 Jahren berühmt waren. Auch wenn der Weg dahin heute nicht mehr über eine komplexe Hydropneumatik führt. Vielmehr ist die Technik dahinter im Prinzip einfach. Eine herkömmliche Federung besteht aus einem Dämpfer, einer Feder und einem mechanischen Anschlag. Die Franzosen fügen aber zwei hydraulische Anschläge hinzu, die auf beiden Seiten für Druck und Zug sorgen. Die Federung arbeitet also in zwei Etappen, je nach Beanspruchung. Und sie arbeitet bestens, wie wir nach den ersten Testkilometern über die größtmögliche Ansammlung von Bremshügeln bestätigen können – das ist in dieser Klasse eine Ansage und noch dazu serienmäßig an Bord. Natürlich geht die Abstimmung mit etwas mehr Seitenneigung einher, aber von Schwimmen keine Spur. Auch die Lenkung begleitet einen akkurat durch Kurven, die man durchaus beherzt nehmen kann.

Das Plus beim Komfort passt bestens zu den getesteten Benzinmotoren. Der Dreizylinder-Turbo mit 131 PS und Sechsgang-Schaltgetriebe kurbelt einen fröhlich vorwärts und hat das Drehmoment genau am rechten Fleck. Die Variante mit 110 PS ist wahlweise an ein Fünf-Gang-Schaltgetriebe oder ein Sechsgang-Automatikgetriebe gekoppelt, wobei letzteres quasi die Vollendung des Komfortgedankens ist. Zur Markteinführung tritt dieselseitig der BlueHDi mit 99 PS an. Im Herbst 2018 folgt eine Version mit 120 PS und Sechsgang-Automatikgetriebe.

Seiner Maxime des Weglassens ist der Franzose im Innenraum treu geblieben: Der serienmäßige Sieben-Zoll-Touchscreen umfasst fasst alle Bedienelemente und es gibt keinen Drehzahlmesser, dafür aber eine Schaltanzeige. Und mehr braucht man unterm Strich auch nicht, schließlich hat der Fahrer ja auch immer noch seine Ohren. Auf den hinteren Türen sitzen klassische Ausstellfenster. Dafür gibt es zahlreiche Ablagen: Auf der Beifahrerseite erstreckt sich beispielsweise ein großes Handschuhfach, das von oben befüllt wird. Das Panoramadach lässt viel Licht, aber keine Hitze herein, nur kostet es großen Passagieren auf der Rückbank Kopffreiheit.

Apropos: Die breiten Vordersitze und die Rückbank sind mit einem um 15 Millimeter dickeren Schaum gepolstert. Seitenhalt ist noch immer nicht ihre große Stärke, aber dafür bieten sie jetzt eine verstellbare Lendenwirbelstütze und sind so bequem wie ein Sofa. Für den Cactus gibt es nach der Modellpflege drei neue Innenraumausstattungen (Metropolitan Red, Wild Grey, Hype Red), 31 Außenvarianten, zwölf Assistenzsysteme und drei Konnektivitätstechnologien. Fad wird einem mit dem Franzosen also sicherlich nicht.

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