Die bei Audi bauen eh nur Vierzylinder-Turbodiesel? Zumindest bei der Sportabteilung RS GmbH ist man noch ein wenig experimentierfreudig und dreht gerne einmal das Antriebskonzept ein wenig um. Schlummerte unter der Haube des ersten RS4 von 1999 noch ein V6-Biturbo mit 380 PS, bekam die zweite Generation einen frei atmenden Achtzylinder verpasst. Seine 450 PS wirkten aber immer etwas, na ja, sagen wir zurückhaltend, sodass es für den Dritten nun heißt: Alles zurück, wieder zwei Zylinder weniger, dafür erneut mit zwei Ladern unter Druck gesetzt.

Dafür bediente man sich in Neckarsulm aber nicht der Technik von vor 18 Jahren, sondern strickte den frischen Dreiliter-Sechszylinder, bekannt aus diversen Audi- und Porsche-Modellen gründlich um. Zahlreiche Komponenten wurden verstärkt, der Hub ein wenig reduziert und die Leistung auf ebenfalls 450 Pferde aufgepumpt. Der große Unterschied liegt aber im deutlich gesteigerten Drehmoment, das dank der Zwangsbeatmung auch deutlich früher zur Verfügung steht.

Die 600 Newtonmeter – 170 mehr als noch beim alten Modell – sind bereits bei 1900 Umdrehungen vollständig angetreten, was natürlich für fabelhafte Fahrleistungen sorgt: In nur 4,1 Sekunden spurtet der Kraftkombi von Null auf 100 km/h, was dank der üppigen Traktion des echten Quattro-Antriebs (bei diesem Audi fließt die ganze Kraft noch wirklich permanent an alle vier Räder) auf praktisch jedem Untergrund kein großes Problem darstellt. Schluss ist erst bei 250 km/h. Wer zum aufpreispflichtigen RS-Dynamikpaket greift, kann sogar noch bis 280 km/h weiterbeschleunigen.

Die schlankere Technik sowie der großzügigere Einsatz von Aluminium sorgen dafür, dass der neue RS4 um 80 Kilogramm weniger auf die Waage bringt als sein achtzylindriger Vorgänger, und wem das alles irgendwie so verdammt bekannt vorkommt – richtig, die Technik ist natürlich haargenau die gleiche, die auch beim Coupé RS5 zum Einsatz kommt. Und entsprechend finden sich auch zahlreiche optische Verwandtschaften an der Kombi-Variante: Allen voran natürlich die drei Zentimeter breiten Kotflügelverbreiterungen, die in ihrer eckigen Pausbäckigkeit an den Urquattro erinnern sollen. Zudem kommen Luftein- und -auslässe neben den Scheinwerfern und Rücklichtern, zwei dicke, oval geformte Endrohre, Dachkantenspoiler, martialische Schürzen und natürlich die großen 19-Zoll-Aluräder in Kombination mit einem Sportfahrwerk.

Damit es auch in Kurven möglichst zügig dahin geht, hat Audi viel an der Gewichts- und Kraftverteilung gefeilt. Der Motor sitzt so weit hinten wie möglich in der Karosserie, der Allradantrieb ist hecklastig ausgelegt und das optionale Sportdifferenzial an der Hinterachse verteilt dank Torque Vectoring die Kraft je nach Bedarf zwischen den Rädern. Und hier hat der Avant sogar einen leichten Vorteil gegenüber dem zweitürigen RS5: Das schwerere Heck hilft ein wenig, mehr Gewicht auf die Hinterachse zu bringen.

Diese Kombination aus praktischem Kombiheck und hoher Spurtstärke unter allen Bedingungen hat derart verpackt natürlich seinen Preis: Bei 97.900 Euro fängt das RS4-Fahren hierzulande an. Zumindest kann nach dem Kauf ein wenig sparen. Denn den Durchschnittsverbrauch gibt Audi schlanke 8,8 Liter Super Plus an.