Hand aufs Herz: Wann hat zum letzten Mal ein neuer Volkswagen für begehrliche Blicke, neugierige Fragen und Fotowünsche gesorgt? Wir haben es bei den ersten exklusiven Testfahrten mit dem T-Roc entlang der portugiesischen Atlantikküste erlebt. Im Hafen von Cascais fordern Fischer ein Gruppenfoto ein, am Strand von Praia do Guincho lassen Surfer ihre Boards für Minuten links liegen und am Cabo da Roca, dem westlichen Punkt Europas, hockte sich kurzerhand ein japanischer Tourist auf den Beifahrersitz. Gemäß dem Motto: In ist, wer drin ist.

So etwas ist wohl Balsam auf der gepeinigten Seele der Wolfsburger. Ein perfektes Gegengift. Und ja: Der kompakte Crossover macht wirklich was her. Selten hat ein neuer Volkswagen so jugendlich und cool gewirkt. Die kraftvolle Front und das knackig abfallende Heck stachen uns schon bei der Enthüllung am Comer See im Sommer ins Auge, der Offroad-Look mit den ausgestellten Radhäusern, den großen Rädern und der höhergesetzten Karosse mit dem angedeuteten Unterfahrschutz kommt auf der Straße noch stärker zur Wirkung.

Der T-Roc ist mit 4,23 Metern einen Hauch kürzer als der Golf, dafür überragt er den Wolfsburger Bestseller in der Höhe um satte zehn Zentimeter. Das erhöht die Sitzposition merkbar und macht den Einstieg trotz der coupéhaften Linie bequem. Die Übersicht vorn ist erstklassig, nach hinten wird sie dagegen durch die massiven Dachsäulen und die schmalen Fenster etwas getrübt. Im hellen und luftigen Cockpit sorgen kräftige Farben auf dem Armaturenbrett und Dekorleisten für Pep, ansonsten bietet sich das bekannte Volkswagen-Bild, jedes Instrument sitz dort, wo es hingehört. Das Raumangebot liegt etwas unter dem Golf, ist aber für vier Erwachsene okay, die stärkere Neigung des Hecks lässt den Gepäckraum auf 445 Liter schrumpfen.

Erster Fahreindruck? Der stylishe Viertürer fährt sich so frech, wie er ausschaut. Die Agilität und Wendigkeit begeistern, das Fahrwerk des 1,5-Tonners ist schön straff ausgelegt, auch auf den Buckelpisten rund um Sintra knistert und poltert nichts.

Unser Testwagen hat nur einen Makel: Ausgerechnet die von uns probierte Motorisierung – der 190 PS starke Zweiliter-TSI – soll nicht in Österreich angeboten werden. Was wir für einen Fehler halten, weil der Vierzylinder-Turbobenziner ein exquisiter Kraftspender ist und in Verbindung mit dem siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb eine perfekte Wahl wäre. 4x4 wird übrigens nur in den Topversionen serviert, sonst bleibt es beim Frontantrieb.

Bei der Ausstattung und den Assistenzsystemen darf der T-Roc in den gut gefüllten Konzernregalen wühlen, in der Aufpreisliste findet sich neben Digital-Tacho, Online-Navigation und Smartphone-Anbindung inklusive induktiven Ladens auch das Soundsystem der Apple-Tochter Beats. Serienmäßig warnt der Crossover vor dem Verlassen der Fahrspur und drohenden Auffahrunfällen, erkennt Fußgänger und bremst zur Not selbst, dazu gibt es Rückleuchten und Tagfahrlicht mit LED-Technik.

Fazit: Der Golf für’s Grobe wird den Klassiker im Haus nicht bloß kitzeln. Der T-Roc hat das Zeug, ihn möglicherweise sogar richtig zu ärgern.