Bei Toyota tut sich was. „Wenn ein Auto keinen Spaß macht, dann ist es kein Auto“, postulierte Boss Akio Toyoda 2011 – und ließ den großen Worten Taten folgen. Allerhöchste Zeit, die guten Produkte endlich nicht mehr hinter Mauerblümchen-Look und Hutfahrer-Image zu verstecken – Vernunft alleine ist für die meisten Kunden heute kein Kaufgrund mehr. Scheinbar haben die Japaner die neue Philosophie verinnerlicht.

Dafür brauchen wir uns nur die neuen Modelle seither anzusehen: Der Aygo ist vom grauen Mäuschen zu einem echten Charakterkopf unter den Kleinstwagen geworden, sogar dem Hybrid-Pionier Prius haben die Japaner eine ordentliche Portion Fahrspaß abgerungen, der neue Camry ist der schönste aller Zeiten (und hat deshalb sogar Chance, wieder bei uns auf den Markt zu kommen), den Pick-up Hilux macht sein Image der Unzerstörbarkeit cool und das SUV C-HR verdreht mit seinem wilden Design die Köpfe.

Dann wäre da natürlich noch der GT86. Er markierte 2012 wohl am deutlichsten den U-Turn des Auto-Riesen: Toyota baut wieder einen Hecktriebler mit nur 1200 kg Leergewicht – dass wir das noch erleben dürfen. Und zwar einen, wie wir ihn schon ausgestorben glaubten: Die Wangen der Sportsitze hüllen einen in eine Zeit, in der sicher nicht alles besser, aber Autofahren noch Autofahren war.

Das Coupé haben die Japaner jetzt dezent überarbeitet, um das Wesen dieses Sportwagens der alten Schule nicht zu verwässern. Optisch erkennt man den neuen Jahrgang an einer neuen und niedrigeren Schnauze, einem überarbeiteten Frontstoßfänger sowie LED-Scheinwerfern mit integriertem LED-Tagfahrlicht und LED-Blinkern. Der Heckspoiler zieht sich nun über die gesamte Fahrzeugbreite.

Bevor jemand fragt: Wir halten nach wie vor bei 200 PS. Eine Ansage, die heutzutage am Stammtisch nicht einmal ein Hüsteln provoziert. Der Diesel-Dampf im Drehzahlkeller hat uns verzogen, Hochdrehzahl, kein Turbo, das ist uns fremd geworden. Aber da, wo andere längst gequält in den Begrenzer orgeln, fängt beim Vierzylinder-Boxer die Musik erst zu spielen an. Volle Leistung bei 7000 von 7500 möglichen Touren – das ist ein anderes Universum. Der Saugmotor dreht, dass es einen wundert, dass kein Mond um ihn kreist. Außerdem darf man nicht vergessen: Hier treffen 200 PS ja auf lediglich rund 1200 Kilogramm.

Die Lenkung und das Getriebe sind abgestimmt wie aus dem Lehrbuch, der GT86 agiert harmonisch wie ein buddhistischer Mönch. Mit der Modellpflege haben die Japaner das Fahrwerk weiter optimiert, um dem Coupé besseres Handling, mehr Stabilität und höheren Komfort abzielen. Zudem wurde die Verwindungssteifigkeit der Karosserie erhöht. Eine der aus Fahrersicht vielleicht signifikantesten Neuerungen ist der neue Track-Modus, der der Fahrzeugstabilitätskontrolle und der Antriebsschlupfregelung mehr Freiheiten einräumt. Besser als bei schön kontrollierten Drifts im finnischen Schnee kann man das kaum testen.

Das neue, kleinere Lenkrad liegt perfekt in der Hand und ist so etwas wie eine Synapse für die blitzschnelle Übertragung der Gedanken des Fahrers in den Schnee. Das neue Multi-Informationsdisplay hält einen in Echtzeit über Leistungs- und Drehmomentverlauf sowie über die G-Kräfte auf dem Laufenden und kann mit einer Stoppuhr auch Rundenzeiten aufzeichnen. Eine nette Spielerei, aber dafür hat man so mitten bei der Sache sowieso keine Zeit.

Der GT86 ist keiner mit aberwitziger Leistung, die a) sich kaum einer leisten kann und b) noch weniger ohne eine Armada an Assistenzsystemen zu bändigen ist. Dafür so etwas wie der Robin Hood für den von Spiel- und Spaßverderbern wie NoVA und CO2-Steuer gerupften Sportfahrer mit Otto-Normal-Budget. Ein ehrlicher Sportwagen, den man mit rund 8 Litern Verbrauch auch flott bewegen kann. Alles ist nach einer Kein-unnötiger-Kram-Direktive darauf hinkonstruiert, mit möglichst viel Spaß an der Sache von A nach B zu kommen. Absolute Leistung ist eben nur im Autoquartett immer Trumpf.