Es ist eine verschworene Truppe, die sich in Sant’Agata Bolognese zusammengefunden hat: Ex-Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali ist ebenso an Bord wie der ehemalige Porsche-Designer Mitja Borkert, der schon den Macan, den 718er-Boxster oder das Zukunftsprojekt Mission E zeichnete. Die Bandbreite für die Zukunft ist enorm: Ein SUV ist im Anrollen, ein Hybridantrieb dafür wabert durch die Medien, aber am klassischen Zwölfzylinder-Sauger führt kein Weg vorbei. So lange es abgastechnisch möglich ist.

Der Aventador S besitzt eben jenen martialischen 6,5-Liter-Sauger-Zwölfzylinder, der von den Italienern zur Frage der Ehre hochstilisiert wird. Der Aventador S mag auf den ersten Blick als Aventador-Modellpflege betrachtet werden. Aber schon nach den ersten Kilometern spürt man: Der Aventador S ist bei aller brachialen Gewalt ein Auto geworden, das man in seiner ganzen Wucht besser erfahren kann als den Vorgänger.

Entscheidendes Detail ist dabei (abgesehen von Allrad/Elektronik) die Hinterachslenkung. Das Auto, von dem der Designer sagt, man habe bei der Front Anleihen bei einer Giftschlange genommen, folgt jetzt den Lenkbefehlen wie der Flöte eines Schlangenbeschwörers. Der lange Radstand wird mit der Hinterachslenkung ausgetrickst. In engen Kurven, mit weniger Speed spürt man die bessere Wendigkeit am deutlichsten. Weniger Lenkeinschlag, mehr Effekt – beim Handling ein Quantensprung.

Ein Abenteuer bleibt das Fahrerlebnis trotzdem: Auf nasser Rennstrecke windet sich der Aventador, wenn man Vollgas gibt, wie ein wildes Tier. Die Sensoren saugen jedes Detail der Strecke gierig auf, die Daten fluten Allrad und Fahrsicherheitssysteme, die 1575 Kilogramm sind wie ein Spielball für die rohe Kraft, die sich in schreienden und wütend klingenden Geräuschen offenbart.

Die Gangwechsel folgen je nach Fahrmodus von „in aller Härte“ bis „in aller Brutalität“ –und das sehr schnell. Das Fahrwerk (adaptive Dämpfer etc.) ist technisch ausgereizt, die unterschiedlichen Fahrmodi dienen dazu, den Aventador S in Sachen Lenkung, Dämpfung und Antrieb perfekt abzustimmen. Neu ist der Ego-Modus, der in diesen Bereichen Einstellungen für persönliche Vorlieben ermöglicht.

Aber man braucht nicht nur ein starkes Ego für den Auftritt mit dem Lamborghini Aventador S, sondern auch ein gutes Konto: ab 435.300 Euro.