Es liest sich wie ein bekanntes Märchen: Auch der Weltkonzern Renault hat einmal als Ein-Mann-Betrieb angefangen. 21 Jahre jung war Louis Renault, als er 1898 in einem kleinen Holzschuppen in Boulogne-Billancourt seine „Voiturette“, später bekannt als „Type A“, zum Laufen bzw. zum Fahren brachte. Die Voiturette (frei übersetzt „Kleinwagen“) war bereits mit einem technischen Meilenstein ausgestattet. Das Vehikel verfügte über ein 3-Gang-Getriebe mit Direktantrieb, es war das erste Auto mit Kardanwelle. Bislang kannte man die Kraftübertragung nur mittels Gliederkette.

Jetzt galt es nur noch die Menschen von dieser wegweisenden Idee zu überzeugen. Dafür wählte der gute Louis den Heiligen Abend 1898. Voller Tatendrang steuerte er mit seinem Boliden ein nobles Restaurant in der Pariser Innenstadt an, wo er mit den betuchten Gästen eine Wette abschloss: Wenn es ihm gelingt, mit seinem Gefährt die 13-prozentige Steigung der Rue Lepic zum Montmartre zu bezwingen, gewinnt er 60 Goldmünzen. Louis Renault gewann nicht nur die Wette, er erhielt noch am selben Abend zwölf Aufträge für den Bau einer „Voiturette“. Sein Aufstieg war nun nicht mehr aufzuhalten ...

Dazu hat auch das Modell „Type AG 1“ beigetragen. Die Fahrzeuge waren besonders als Taxi gefragt. Von den rund 10.000 Taxis, die 1914 in Paris existierten, stammten rund 8000 von Renault. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs fuhren 1300 dieser Taxis 6000 französische Soldaten an die Front zur Ersten Schlacht an der Marne. So ging der „Type AG1“ als „Taxi de la Marne“ in die Geschichte ein. Auch die Kleine Zeitung durfte dieser Tage bei den ersten Feierlichkeiten zum 120-Jahr-Jubiläum in einem uralten Marne-Taxi Platz nehmen. Völlig entspannt natürlich. Geschossen wurden diesmal im Renault-Werk in Flins nur Bilder. Gestartet wurden 40 Kilometer westlich von Paris aber noch zehn weitere Oldtimer.

Einen Geburtstag feiert man in der Automobilbranche mit vielen Zündkerzen. Diese brachten Autos zum Laufen, die in Summe 511 Jahre auf dem Buckel haben. Die Palette reichte von der Vivastella (Baujahr 1933) bis hin zum Espace I (1989). Dazwischen wurden u. a. auch ein Juvaquatre Coupé (1947), Estafette (1980) oder der legendäre R4 (1980) bewegt.

Ja, Letzterer ist der Wagen mit der berühmten „Revolverschaltung“. Mehr als acht Millionen Stück wurden vom R4 bis 1992 gebaut! Was Renault heute bewegt? Die Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi beschäftigt in 127 Ländern mehr als 180.000 Mitarbeiter. Im Vorjahr jubelten die Verantwortlichen über ein Rekordjahr: 10,6 Millionen Fahrzeuge wurden an 36 Produktionsstätten weltweit gefertigt.

Der Dank gilt im Jubiläumsjahr aber vor allem einen Mann: Merci, Louis!

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