Seit einem halben Jahr sind Sie als CEO für Mercedes neben Tschechien und Polen auch für Österreich verantwortlich. Wie lautet Ihre erste Bilanz, wie nehmen Sie den Markt wahr?
Marc Boderke:
Also, persönlich fühle ich mich in Österreich pudelwohl. Auch weil es das erste Land sein Langem ist, wo es einen gescheiten Wein gibt. Was die geschäftliche Seite betrifft, ist es so, dass ich in Österreich eine sehr spezielle Situation vorgefunden habe. Wir sind nahezu überall in der Welt im Premiumsegment die Nummer 1 bzw. liefern uns mit jeweiligen Marktführern zumindest ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Doch in Österreich ist es anders, da sind wir abgeschlagen auf Platz 3. Unsere beiden Hauptwettbewerber sind auf jeweils sechs Prozent Marktanteil, wir stehen bei ungefähr vier Prozent. Damit ist klar, was hier meine Aufgabe ist: eine für Mercedes angemessene Position herzustellen. Das heißt, wir müssen - wollen wir in die Führungsposition kommen - um 50 Prozent wachsen. Das sollte uns doch vor Ablauf dieses Jahrzehnts gelingen.

Was spricht für Mercedes?
Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass unsere Produkte nicht nur technologisch dem Wettbewerb meilenweit überlegen sind, sondern auch, was den Sexappeal betrifft.

Das war nicht immer so ...
In der Tat hat Mercedes in den letzten Jahren einen gigantischen Wandel durchlaufen. Das Aroma und die Komposition der Marke hat sich dramatisch geändert. Wobei die Märkte in der Markenwahrnehmung in unterschiedlichen Geschwindigkeiten darauf reagieren. Tendenziell ist Europa langsamer, Österreich als konservativer Markt eilt da noch ein Stück hinterher. Hier hat das alte Hutfahrer-Image noch länger mitgeschwungen.

Wie sieht Ihre Strategie für Österreich aus?
Wir haben einen Blumenstrauß von fünf wesentlichen Themen. Wir schrauben an den Preisen und drehen an den Verkaufsförderungen, wir schärfen die Markenwahrnehmung, die einem avantgardistischen Hersteller gerecht wird, wir müssen das Flottengeschäft deutlich verbessern und besprechen zudem mit unseren Händlern eine Investitionsoffensive.

In Österreich geht gerade ein Mercedes durch die Decke. Die Nachfrage nach dem G war noch nie so groß. Nach 37 Jahren Bauzeit. Ein Phänomen?
Der G spielt für mich persönlich eine wesentliche Rolle und ist der Grund dafür, dass ich für Mercedes arbeite. Der G ist auf der einen Seite natürlich ein Stück weit altertümlich, verkörpert aber gleichzeitig ein ganz herausragendes Level an Technologie, das es sonst nirgendwo in einem Geländewagen gibt. Der G ist einzigartig. Und er hat kein Ablaufdatum.