Er ist nicht weniger als das meistverkaufte Elektroauto der Welt, das auf der IAA in Frankfurt in die zweite Runde geht. Der neue Nissan Leaf polarisiert optisch bei Weitem nicht mehr so wie die erste Auflage. Vielmehr orientiert er sich am Look des aktuellen Micra, nur dass er mit 4,5 Metern Länge eine ganze Nummer größer ist.

Die blaue, schimmernde 3D-Gitterstruktur innerhalb des V-förmigen Grills entlarvt ihn sofort als Stromer, davon abgesehen ist die Linienführung auf einen möglichst niedrigen Luftwiderstandbeiwert getrimmt, der bei 0,28 liegt. Während die Energiekapazität der Lithium-Ionen-Batterie gestiegen ist, sind deren Maße so gut wie unverändert geblieben, so dass im Fahrgastraum fünf Insassen Platz finden und der Kofferraum 435 Liter Stauraum bietet.

Mit dem 40 kWh großen Akku stromert der neue Leaf nun bis zu 378 Kilometer (nach NEFZ-Fahrzyklus) mit einer Ladung. Größere Energiekapazität geht auch mit mehr Leistung und Drehmoment einher, die im Vergleich zur ersten Generation um 38 Prozent auf 110 kW (150 PS) und 320 Newtonmeter (plus 26 Prozent) gesteigert wurden.

Mit dem neuen e-Pedal wird sich der Nissan aber ganz anders fahren als bisher: Man startet, beschleunigt, bremst, stoppt und hält das Auto nämlich mit dem gleichen Pedal. Wenn der Fahrer den Fuß vom Gaspedal hebt, hält der Leaf sanft bis zum Stillstand an, ohne dass man auch die Bremse treten muss. Das e-Pedal hat eine Bremsrate von bis zu 0,2 G, deshalb muss man nicht mehr den Fuß ständig vom Gas zur Bremse bewegen. Das e-Pedal reicht laut Studien für mehr als 90 Prozent der Verkehrssituationen aus.

Und einige davon kann der Japaner jetzt auch teilautonom abspulen: Der neue „ProPilot“ kommt bei einspurigem Autobahnverkehr zum Einsatz. Er kann automatisch und bis zu Stillstand den Abstand zum vorausfahrenden Verkehrsteilnehmer und die Spur halten. Nach dem Anhalten bleibt das Fahrzeug an Ort und Stelle, selbst wenn der Fahrer den Fuß nicht auf der Bremse hat. Sollte der Verkehr innerhalb von drei Sekunden wieder anrollen, fährt der Leaf automatisch wieder los. Flankiert wird der „ProPilot“ von Assistenzen zum Spurhalten, Notbremsen und um auf Fahrzeuge im toten Winkel aufmerksam zu machen. Dazu kommen Parkpilot, Verkehrszeichenerkennung, Querverkehrs-Warner und 360-Grad-Rundumsicht mit Bewegungserkennung.

Das Cockpit ist auf Funktionalität fokussiert, aber in puncto Materialien merklich aufgewertet worden: Ein analoger Tacho ist dafür mit einem 7-Zoll-TFT-Bildschirm links daneben kombiniert, das Informationen nach Belieben einblendet. Über den zentralen Touchscreen auf der Mittelkonsole lässt sich das Audio- und Navigationssystem steuern oder das Smartphone mit Apple CarPlay und Android Auto koppeln. Die typischen blauen Ziernähte, ein Markenzeichen der Nissan-Elektrofahrzeuge, stechen an Sitzen, Türverkleidung, Armstützen und Lenkrad ins Auge. Blau schimmern ebenso der Startknopf sowie der Schaltknauf.

Der veränderte Winkel des Steckers an der Frontpartie sorgt für mehr Komfort: Der Fahrer kann das Ladekabel einstecken, ohne sich bücken zu müssen. Außerdem können der Ladevorgang über eine Smartphone-App überwacht, das Aufladen programmiert, die nächste Ladestation gesucht oder die Temperatur im Innenraum vor Fahrtbeginn reguliert werden. Die Vehicle-to-Grid Technologie ermöglicht einen Energieaustausch zwischen Auto und Infrastruktur: Zum Beispiel kann tagsüber in der Batterie des Leaf Sonnenenergie aus der heimischen Photovoltaik-Anlage gespeichert und am Abend für den Betrieb des Fernsehers im Haus genutzt werden.