Das Spannende an der aufkeimenden Elektromobilität ist, dass sie den Trend zum Automarkensterben ins Gegenteil verkehrt hat: Alle paar Monate poppt ein neues Start-up mit ihrer Vision eines Stromers auf. Freilich müssen die kleinen Firmen erst beweisen, dass ihre Produkte auch tatsächlich marktfähig und massentauglich sind, aber interessant ist es allemal, was sich da abseits der arrivierten Autoindustrie zusammenbraut.

Wie zum Beispiel der Sion des Münchner Start-ups Sono Motors. Nein, das Design ist es wahrlich nicht, das uns an dem 4,11 Meter langen Fünfsitzer fasziniert, sondern zu allererst der Preis. 16.000 Euro sind für den Sion an sich hinzublättern. Die 30-kWh-Batterien, die für eine Reichweite von 250 Kilometern gut sein sollen, kann man entweder gegen einen monatlichen Tarif mieten oder man kauft sie für eine Summe von weniger als 4000 Euro dazu.

109 PS leistet der Elektromotor maximal, was für autobahntaugliche 140 km/h ausreicht. Auch die 500 Liter Kofferraum klingen alltagstauglich. Der Marktstart ist für 2019 anvisiert: Insgesamt benötigt das Unternehmen 5000 Reservierungen, um rechtzeitig mit der Serienproduktion zu starten. 1500 lagen bereits vor der Präsentation des Solarautos vor.

Spannend ist die Selbstladefunktion namens „viSono“: Die insgesamt 7,5 Quadratmeter großen Solarzellen auf der Karosserie erzeugen an einem wettertechnisch günstigen Tag bis zu 30 Kilometer. Schnellladefähig (50 kW) sind die Lithium-Ionen-Akkus auch. Clever ist zudem das System namens „biSono“: Es erlaubt dem Betreiber, den Strom aus der Batterie des Fahrzeugs zu entnehmen und weiteren Nutzern anzubieten. Mit einem Output von 6,6 kW lassen sich auch andere Elektroautos, aber auch Haushaltsgeräte laden.

Und wenn man sogar den Strom teilen kann, verwundert es nicht, dass Sono Motors die Zukunft der Mobilität im Sharing-Bereich ortet. Der Sion wird deswegen ab Werk mit drei Mobilitätsdiensten ausgestattet sein: PowerSharing, CarSharing und RideSharing. Am 18. August startet der Sion auf eine Probefahrten-Tour durch Europa, die Stationen in mindestens zwölf Städten und sieben Ländern vorsieht.

Aber wer steckt eigentlich hinter dem Projekt: Der Grundstein für Sono Motors haben Laurin Hahn und Jona Christians mit der Entwicklung eines Prototypen vor vier Jahren gelegt, bevor sie gemeinsam mit Navina Pernsteiner das Unternehmen gegründet haben. Im August 2016 startete die Crowdfunding-Kampagne, bei der statt der angepeilten 250.000 Euro rund 750.000 zusammenkamen. Auch Großinvestoren aus der Industrie stehen dahinter.