Wir erinnern uns: 2008 übernahm die Shanghai Automotive Industry Corporation, kurz SAIC, die Namensrechte an MG und Rover sowie deren Werk in Longbridge, zu Beginn um für einzelne Märkte die Modelle 25 und 75 neu aufzulegen. Aus dem Plan wurde aber nicht viel, und bis auf anonyme SUV unter dem Traditionslabel von Morris Garage für den Heimmarkt, die vereinzelt aber sogar den Weg nach England schafften, wurde es in den letzten Jahren beängstigend ruhig um die zwei ruhmreichen Marken. Bis jetzt. Denn auf ihrer Heimmesse in Schanghai präsentiert SAIC nun das, was man sich unter einem innovativen Sportwagen vorstellt: die Studie MG E-Motion.

Wie der Name schon verrät, vertraut der E-Motion dabei auf reinen Elektroantrieb. Welche Akkus verbaut werden, oder wie viel Leistung der Motor abrufen kann, wird zwar noch nicht verraten. Sehr wohl aber die Leistungsfähgkeit der Flügeltürflunder. In weniger als vier Sekunden soll dieser MG auf 100 km/h sprinten. Wer es ruhiger angeht, kommt auf eine Reichweite von über 500 Kilometern. Als Basis dient SAICs neue modulare E-Plattform, und der Wagen verfügt über eine Reihe von „schwarzen Technologien“, wie die offizielle Aussendung verrät – was auch immer die Verantwortlichen darunter verstehen.

Fakt ist jedenfalls, dass das Design atemberaubend ausgefallen ist. Die dynamischen und eleganten Proportionen, kombiniert mit dem Schick eines klassischen Gran Turismo kommen nicht von ungefähr. SAIC möchte damit eine Hommage an die hundertjährige Geschichte von MG bieten. Und das Starlight-Matrix-Design der LED-Scheinwerfer greift sogar Elemente des Riesenrads London Eye auf. Ein interessanter Mix aus Optik und Technik, mit dem die Chinesen bei der jungen Kundschaft punkten wollen. Und das nicht nur im eigenen Land.

Denn im Vergleich zu manch Konkurrenten ist man bestrebt, unter dem europäischen Label wieder nach Europa zurückzukehren. Der E-Motion ist dabei nur die Speerspitze eines ambitionierten Programms, das eine komplette Modellfamilie – natürlich alle mit E-Antrieb – für Europa vorsieht, und 2019 in der alten Welt lanciert werden soll. Der Produktionsstart des E-Motion ist für 2020 anvisiert, und da die Bosse natürlich schlau sind, steckt hinter all dem ein Europäer: Pieter Gabriëls arbeitete früher für Saab und BMW und konnte damals schon jede Menge Erfahrung auf asiatischen Märkten sammeln: „MG kehrt mit einem topaktuellen Geschäftsmodell nach Europa zurück. Und wir erwarten, dass wir Ende 2018 schon konkrete Angaben machen können.“

Was das genau bedeutet? Man befindet sich noch in der Konzipierungsphase. „Unsere Europa-Verantwortlichen entwickeln gerade nicht nur Fahrzeugdesigns und Technologien, sondern auch Strategien für Service und Vertrieb“, so Gabriëls weiter. Nur in einem Punkt möchte sich der Manager fest legen: „Was jetzt schon fest steht, ist, dass MG nicht das übliche Händlernetz-Modell weiterverfolgen wird.“