Es hat fast schon Tradition bei Volkswagen, dass Auszubildende zum GTI-Treffen am Wörthersee ihrer Fantasie freien Lauf lassen und einen Golf ganz nach ihren Vorstellungen bauen dürfen. Diese sind meist laut, stark, schnell und ziemlich bunt. Aber dass sie dem Serienmodell einen entscheidenden Schritt voraus sind, das gab es noch nie.

Im zehnten Jahr dieser Aktion ist es aber nun soweit, und die insgesamt 13 Nachwuchskräfte aus sechs Berufen präsentierten unter den strengen Augen ihrer Vorgesetzten sowie des Projektleiters Holger Schülke den Golf GTI „First Decade“ mit Hybridantrieb. Dieser kombiniert 410 Benzin-PS für den Antrieb der Vorderräder mit einem 48-Volt-Elektromotor, der die Hinterräder mit einer Spitzenleistung von 16 PS antreibt.

Die schlaue Elektronik regelt je nach Wunsch des Fahrers, wie die Aggregate eingesetzt werden sollen: So kann der Golf zum einen ausschließlich mit dem Verbrennungsmotor betrieben werden. Für kurze Strecken, zum Ausparken oder etwa in der Innenstadt, gibt es zum anderen die Möglichkeit, den reinen E-Modus zu wählen. Oder aber, man betreibt die zwei Kraftpakete in Personalunion, wenn eine Extraportion an Traktion benötigt wird. Das ergibt nämlich Allradantrieb, womit der „First Decade“ nebenbei bemerkt der erste Golf GTI seit 27 Jahren ist, der über vier angetriebene Räder verfügt.

Der Clou an diesem VW ist aber nicht die Rekuperation, durch die die zwei Batterien im Fahrzeugheck aufgeladen werden können. Sondern die Art und Weise, wie man die einzelnen Modi ansteuern kann. Nämlich ganz modern über eine App von einem Tablet-PC oder via Mirror-Link über das Infotainment-Display im Cockpit.

„Beim Bau ihres Traum-GTI lernen unsere Auszubildenden die Komplexität und Zukunftsthemen des Automobilbaus kennen. Sie sammeln weitere Erfahrungen in der Anwendung von Technologien, im Umgang mit Systemtechnik sowie Elektromobilität“, erzählt Peter Christ, Ausbildungsleiter Gesamtfahrzeug in Wolfsburg. „Dafür wählen wir besonders leistungsstarke Talente aus und bieten ihnen die Chance, früh von erfahrenen Ausbildern und weiteren Experten aus dem ganzen Unternehmen zu lernen.“

Und weil bei einem harmonischen Gesamtfahrzeug auch die Optik eine wichtige Rolle spielt, blieb den Azubis in den neun Monaten, die ihnen für dieses Projekt zur Verfügung stand, noch genügend Zeit, sich um das passende Outfit ihres GTI zu kümmern. Und passend zum ökologischen Zugang ließen sich die fünf Mädels und acht Burschen von den vielfältigen Blautönen vom Wasser und Himmel am Wörthersee inspirieren.

Als Farbton wählten sie „Atlantic Blue Metallic“, wobei die Türen und hinteren Seitenteile großflächig in der Kontrastfarbe „Satin Ocean Shimmer“ matt foliert sind. Streifen in glänzend-blauen Chromfolie unterstreichen das Race-Design. Rallyestreifen auf der Motorhaube und dem Dach nehmen die Komposition von drei Blautönen mit Kontrast-Folierung auf. Den sportlichen Auftritt unterstreicht der Hochglanzschwarzlack von Wabenkühlergrill, Clubsport-Heckspoiler und 20-Zoll-Leichtbaurädern. Die Startnummer 10 auf den C–Säulen sowie der Schriftzug „First Decade“ kennzeichnen diesen GTI als das Jubiläumsmodell aus der Wolfsburger Talentschmiede.

Entsprechend schmissen sich die 18- bis 23-jährigen Jungtechniker auch beim Interieur ins Zeug: Die Sportsitze wurden in Handarbeit mit Nappaleder und Alcantara überzogen, und der Fahrersitz kann über eine App via Tablet oder Smartphone elektrisch verstellt werden. Zusätzlich bietet er mehrere Rückenmassage-Profile mit Memory-Funktion. Zudem glänzen die Dekorleisten ebenfalls in Satin Ocean Shimmer, und die Luftausströmer, das Kombiinstrument sowie die Lenkradspange glänzen in Wagenfarbe.

Vielleicht nicht ganz serientauglich geriet der Fond. Aber schließlich handelt es sich hier um ein Showcar, daher befindet sich dort anstelle einer nappalederbezogenen Rücksitzbank ein Soundsystem mit 1690 Watt Leistung, elf Lautsprechern und Tieftöner. Die Installation ist so gewaltig, dass sich deren Verbau aus Carbon bis in den Kofferraum zieht. Stauraum? Fehlanzeige, denn unter den HiFi-Komponenten sitzen die Hybrid-Batterien und die Steuerelektronik. Zumindest bei der Raumausnutzung hat die Großserie also noch einen leichten Vorsprung gegenüber den Nachwuchskräften.