Keine Frage: Das Comeback von Jaguar und Land Rover unter dem Dach des indischen Industriekonglomerats Tata zählt zu den großen Erfolgsstorys der jüngeren Autogeschichte. Wobei sich der Turnaround des leidgeprüften britischen Traditionsherstellers als weitaus schwieriger erwies als jener der Geländewagenmarke. Während bei Land Rover die Verkaufszahlen seit Jahren förmlich durch die Decke gehen und sich die Produktion seit 2009 nahezu verdreifachte, war Jaguar mit einer deutlich niedrigeren Drehzahl unterwegs. Was damit zu tun hatte, dass sich das Angebot bisher ausschließlich auf Limousinen und Sportwagen beschränkte und der boomende Wachstumsmarkt der Edel-Geländewagen von der Offroad-Schwester bespielt wurde.

Mit dem F-Pace, dem ersten SUV der Marke, hat Jaguar aber nicht nur ein neues Kapitel aufgeschlagen, sondern im Vorjahr auch das beste Geschäft seit Bestehen gemacht. Die Verkaufszahlen schnellten gleich um 77 Prozent auf 148.730 Fahrzeuge nach oben und bescherten Jaguar 2016 ein absolutes Rekordjahr. Und die Zeichen stehen weiter auf Wachstum, bekommt doch der F-Pace noch heuer einen kleinen Bruder zur Seite gestellt, der den Absatz kräftig anschieben soll.

Der Mann hinter dem Comeback von Jaguar: Ralf Speth
Der Mann hinter dem Comeback von Jaguar: Ralf Speth © OLIVER WOLF

Die Enthüllung des noch geheimen J-Pace wird auf der Frankfurter IAA im September erfolgen. Und auch erst in Frankfurt wird Jaguar bestätigen, dass der 4,3 Meter kurze Allradler wie das Elektroauto I-Pace bei Magna-Steyr in Graz gebaut wird. Die Produktion soll unmittelbar nach Frankfurt starten, während der E-Flitzer nicht vor Frühjahr 2018 vom Band laufen wird. Hinter vorgehaltener Hand rechnet man beim kleinen SUV von zumindest 50.000 Stück pro Jahr.

Und auch beim Stromer ist man dabei, die konservativ angesetzten Absatzprognosen nach oben zu korrigieren. Die Resonanz auf den Elektro-Jaguar bei der Weltpremiere im November in Los Angeles lässt vermuten, dass es nicht bei 10.000 Fahrzeugen bleiben wird.

Mit der Trendwende ist auch der Zauber der Marke, die einst Ikonen wie den E-Type schuf, zurück. Und das Selbstbewusstsein: Jaguar steht wieder für betörendes Design, bei Qualität und Innovation ist man längst auf Augenhöhe mit den deutschen Premium-Platzhirschen, in deren Revier munter gewildert wird.

Der Mann, der hinter dem Herausforderer aus Coventry steht, kennt die Deutschen gut. Schließlich kommt Ralf Speth (61) aus dem Frankenland und hat unter anderem auch für BMW gearbeitet. Der erfahrene und souveräne JLR-Boss brachte Jaguar zurück in die Spur. Wie schon bei Land Rover hat Speth der Kultmarke nach innen eine deutsche DNA verpasst, doch nach außen darf Jaguar so sein wie eh und je. Very british, isn’t it?